Chronik

Hier die Fortsetzung der dreieck Vereinschronik aus Sicht der Kegelabteilung.

Zenglein musste sich »Sympathisanten« suchen, denn er merkte, da tut gewaltig Überzeugungsarbeit not. Die Frage nach dem Warum ist eigentlich schnell beantwortet: Die Kosten für ein Vereinsheim ohne Kegelbahn sind in ihrer Dimension um ein Vielfaches kleiner. Den Fußballern reichte ein Vereinsheim ohne den langen Schlauch einer Kegelbahnanlage, der wesentlich mehr an Kosten und vor allem an freiwilligen Helferstunden verschlinge. Das Wort »Amortisation« hat damals sicherlich noch keiner in den Mund genommen, aber es wurde angenommen, dass sich die Mehrkosten für eine Kegelbahn nicht rechnen und schon gar nicht ausbezahlen werden. Ein großer Irrtum, wie sich herausstellen wird.

Die Anhängerschar – wenn auch klein – wurde gefunden und sie unterzeichneten eine Unterschriftsliste, mit der sie dokumentierten, dass sie hinter dem Bau eines Vereinsheimes – und zwar mit Kegelbahn – stehen. Aber ob dies an Überzeugungskraft reichen wird, muss sich noch beweisen, denn schließlich war für die Zustimmung, den Bauplan zur Genehmigung weiterzugeben, in erster Linie die Mitgliederversammlung zuständig. Es gab heftige Diskussionen und letztendlich gelang es Josef Zenglein, mit viel Überzeugungsarbeit die Fußballer von »seinem« Konzept zu überzeugen. Es lockten höhere Zuschüsse, die es aber nur dann gab, wenn – wie von Verbandsseite gefordert – eine Kegelmannschaft gegründet wird. Der 20. Juni 1969 steht als Gründungsdatum der Abteilung Kegeln im Kalendarium der Vereinsgeschichte. Die Gründung erfolgte also fast ein Jahr später als der erste Spatenstich zur Errichtung des Sportheims (01. August 1968) erfolgt war.

Wer geglaubt hat, die Frage »Kegelbahn im neuen Vereinsheim ja oder nein«, entzweie die Fußballer, der irrt gewaltig. Es gab nämlich keine Alternative, wollte man den alten Zustand verbessern und der Zusammenhalt blieb auch weiterhin groß. Aus diesem Grund war ein etwaiger Boykott, den man hineindenken könnte, fehl am Platz. Beispielhaft sei aufgeführt: Winfried Junker erinnert sich, dass die Decke im Obergeschoß an einem einzigen Tag betoniert wurde: eine wahre Meisterleistung.

In der Festschrift zum 50-jährigen Vereinsjubiläum lesen wir: »…Jedoch nicht nur wegen finanziellen, hauptsächlich aus sportlichen Gründen wurde von 14 Keglerfreunden diese Abteilung am 20.6.1969 aus der Taufe gehoben. Zum Abteilungsleiter wählte man Peter Sauer, der aber schon am 17. Oktober 1969 von Hans Zimmer abgelöst wurde..«.

Wenn auch »nur« zwei Bahnen, stellte sich bald heraus, die Kegelbahn ist finanziell, die Kegler sind sportlich für den Gesamtverein ein Segen. Die Sorge, dass sich der Fußballbereich Schritt für Schritt durch Abwanderungen in die Kegelabteilung ausdünnen wird, blieb unbegründet. Aber was den Fußballern verwehrt in dieser Fülle geblieben ist, war die Serie an Erfolgen und Meistertiteln:

1970/71 1. Mannschaft Meister der C-Klasse
1971/72 1. Mannschaft Meister der B-Klasse
1971/72 2. Mannschaft Meister der C-Klasse
1972/73 1. Mannschaft Meister der A-Klasse
1972/73 2. Mannschaft Meister der B-Klasse
1972/73 3. Mannschaft Meister der C-Klasse
1974/75 1. Mannschaft Meister der Liga I
1989/90 1. Mannschaft Meister der Bezirksliga
1991/92 3. Mannschaft Meister der C-Liga.

Aus Anlass zum 25-jährigen Jubiläum der Kegelabteilung schreibt Peter Walther 1994 in der »Stattfestschrift«: »Genau zum 60. Geburtstag des FCO kann die Kegelabteilung auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken. Obwohl dies für eine Sportvereinigung eine noch relativ kurze Zeitspanne darstellt, konnte man in den Reihen der Kegler schon eine beachtliche Zahl von Titeln gewinnen. Mit stolz geschwellter Brust hält man Rückblick und stellt dabei fest, dass in dieser Zeit nicht weniger als neun Meisterschaften und mehrere Pokalerfolge errungen wurden.

Die Zahl der aktiven Sportkegler ist mittlerweile auf stattliche 29 angestiegen, so dass für die kommende Verbandsrunde 1994/95 voraussichtlich vier Mannschaften gemeldet werden können. Hinzu kommt noch eine Spielgemeinschaft von Jugendlichen, die gemeinsam mit dem SV Steinbach um Punkte kämpfen wird. Die 1. Mannschaft der Kegler ist wohl ganz ohne Zweifel das Aushängeschild des FC Oberafferbach und der Gemeinde Johannesberg in sportlicher Hinsicht. Gerne blickt man auf die spannenden Pokalschlachten zurück, bei denen selbst namhafte Bundesligaclubs wie Bahnfrei Damm oder Kfr. Obernburg die Höhle des Löwen (FCO Sportheim) mit hängenden Köpfen verließen, da sie dort aus dem laufenden Wettbewerb ausschieden. Mittlerweile spielt die »Erste« nun schon seit mehreren Jahren eine gewichtige Rolle in der Gruppenliga und ist somit das höchstklassige Team der Großgemeinde Johannesberg. Kannte vor einiger Zeit in Frankfurt und Offenbach noch niemand die Ortschaft Oberafferbach, so erstarren diese Großstädte heute vor dem Namen FCO in Ehrfurcht. Einen kleinen Wehrmutstropfen brachte jedoch dieser Erfolg auch mit sich. Will man nämlich in dieser hohen Spielklasse mitmischen, muss man über die Distanz von 200 Kugeln gehen. Und das wiederum setzt voraus, dass man eine Vier-Bahnen-Anlage besitzt. Dies ist leider beim FCO nicht der Fall, und so muss man seine »Heimspiele« in Goldbach austragen. Eine relativ hohe Bahnmiete, fehlende Einnahmen aus dem Wirtschaftsbetrieb und weniger Zuschauer sind die Folge. Dem soll jedoch in naher Zukunft abgeholfen werden, denn eine neue Kegelbahn befindet sich bereits in Planung…«.

Seitenweise könnten nun hier Anekdoten aus den Zeiten der Zweibahnanlage eingefügt werden. Der Kegelbahnbetrieb, die Wettkämpfe, Schoppenkegler, Betriebssportkegler und vor allem die vielen Freiwilligen, die für die Bewirtung benötigt wurden. Hier haben sich einige Frauen mit ihrem allzu früh verstorbenen Organisator Josef Winter besonders hervorgetan: Juliane Winter, Elfriede Zenglein, Babette Weigand.

Die neue Kegelbahnanlage – ein Muss:
Der Erfolg der ersten Mannschaft und die Wettkämpfe in höheren Keglersphären entzweite die Abteilung spürbar. Die Kameradschaft litt schwer darunter. Sowohl die Trainingstage wie auch die Heim- und Auswärtskämpfe der Ersten trugen nur noch den Namen »FCO«. Peter Walther spricht zu Recht von einem Wehrmutstropfen.

Diesen Zustand wollte die Vereinsführung, aber vor allem die Kegler selbst ändern. Es keimten deshalb Überlegungen auf, eine neue, mindestens Vierbahnanlage anzugehen. Die Überzeugungsarbeit begann von Neuem mit den Fragen: Brauchen wir überhaupt neue Bahnen, möglicherweise übernimmt sich der FCO und wie soll das Sportheim erweitert werden? Üppig Zeit hatten die Verantwortlichen des FCO nicht, denn auch der SV Steinbach machte sich mit Gedankenspielen auf, ob sein Sportheim dahingehend erweiterungsfähig und ob es finanziell zu schultern ist. Deren Realisierung wäre der Dolchstoß etwaiger staatlicher Zuschüsse für den FCO und seine neue Kegelbahnen gewesen, so die Befürchtung.

Zu aller erst aber war mir persönlich als dritten Vorsitzenden und vor allem als 1. Bürgermeister der Gemeinde Johannesberg aufgetragen, die baurechtlichen Fragen zu klären: Ist es überhaupt möglich, das Sportheim – wie auch immer – zu erweitern? Die Sportplätze, das Sportheim waren – auch heute noch – an den Bebauungsplan »Sattelhecke« mit der Festsetzung »reines Wohngebiet« angebunden. Eine Festsetzung, die für einen unmittelbar angrenzenden Sportplatz unmöglich, sogar tödlich sein kann. Als gebranntes Kind im Fall des Nachbarstreits mit Rechtsanwalt Dr. Benno Imhof war größte Vorsicht angebracht. Einfach per Bauplan loszulegen, war eher weniger ratsam. Dass ich mit meiner Mutmaßung richtig lag, zeigte ein Anruf von Rechtsanwalt Jens Walter – der Name ist unter Sportkreisen bestens bekannt – mit der Frage, ob die Erweiterung des Sportheimes Auswirkungen auf sein Wohnhaus im Steinbacher Heppenberg habe. Mit ruhigem Gewissen konnte ich diese Frage verneinen.

Am 12. Januar 1993 informierte ich die Mitglieder des Gemeinderates, dass der FC Oberafferbach zum vorhandenen Bestand zwei weitere Kegelbahnen bauen will. So prüfte ich mit den Mitgliedern des Gemeinderates, ob wir die Festsetzung »reines Wohngebiet« in »allgemeines Wohngebiet« ändern sollten. Die Hauseigentümer der Sattelhecke konnten allerdings entsprechend einer Umfrage dieser Änderung nichts abgewinnen, auch wenn sich damit eigene Möglichkeiten zur Wohnhauserweiterung oder einer Aufstockung ergaben. Man befürchtete aber bei einem eventuellen Verkauf die Minderung des Wohnwertes. Das Landratsamt Aschaffenburg schloss wegen der schwierigen Nachbarverhältnisse eine Änderung des Bebauungsplanes im vereinfachten Verfahren aus. Zudem war die Frage zusätzlicher Stellplätze zu klären und dies war nochmals eine Herausforderung für sich. Jetzt in Folge den gesamten Werdegang der baurechtlichen Fragen aufzuführen und darzulegen, wäre darüber hinaus ein eigenes großes Kapitel für sich.

Um ein Fortkommen zu erreichen, machte ich dem FC Oberafferbach den Vorschlag, eine Bauvoranfrage einzureichen. Würde gegen den anschließenden Verwaltungsakt Widerspruch eingelegt oder gar geklagt werden, so wären die Kosten überschaubar. Mit Vorlage eines fertigen Bauantrages könnte es hingegen passieren, dass der FC Oberafferbach auf dem Weg der Genehmigungsphase kläglich scheitert und noch schlimmer, er hätte alle Hoffnungen begraben können. Meine Rechnung ging auf. Die Bauvoranfrage wurde genehmigt und erlangte Rechtskraft. Niemand konnte den dort festgeschriebenen und genehmigten Fakten auf dem Rechtsweg etwas anhaben. Somit war der FC Oberafferbach auf der sicheren Seite und es konnte der umfassende Bauantrag eingereicht werden. Da ich für mich in Anspruch nehme, Erfahrung in Rechtsfragen zu haben, konnte ich mit den Anfeindungen, es ginge nichts vorwärts, die kommen nicht zu Potte, leicht und locker leben. Im Falle des Scheiterns wäre die Häme – insbesondere für mich – mit Sicherheit noch größer gewesen.

Im Vorfeld überlegten die Mitglieder der Kegelabteilung, des Ausschusses, der Mitgliederversammlung, ob die Erweiterung an der bestehenden Kegelbahn vorgenommen werden soll. Diese Überlegung wurde aber – wie ich meine zu Recht – verworfen, da mit Baubeginn der Weiterbetrieb der »alten« Kegelbahn nicht mehr möglich gewesen wäre. Der FCO hätte nicht nur mit der Ersten, sondern mit all seinen Mannschaften auswärts Kegeln müssen. Zudem war bei einer Erweiterung schwerer Fels zu erwarten und niemand konnte einschätzen, wie lange sich dann die Bauphase hinziehen würde. Immer mehr setzte sich durch, das Sportheim an der süd-westlichen Seite zu erweitern und unter dem »oberen« Sportplatz einzugraben. Die Bedenkenträger waren auch hier keinesfalls gering, denn Gebäude, die unter die Erde gesteckt werden, müssen vor allen Dingen wasserdicht sein. Architekt Joachim Hilpert sagte mir, er hätte eine bestechende Idee, wie der Neubau in das Vereinsheim integriert werden könne. Da er aber nicht den Auftrag bekommen habe, werde er seine Gedanken auch nicht preisgeben. Den Planungsauftrag erhielt Diplom-Ingenieur Bernward Gruber.

Nannte man früher den FCO »Zengleinverein«, so Peter Walther, kam jetzt die Zeit von Peter Zenglein, dem zweiten Vereinsvorsitzenden. Er übernahm die Bauleitung und die Vorbereitungsarbeiten zum Neubau von vier Kegelbahnen.

Friedel Gehlert, Peter Zenglein und ich fuhren zum Bayerischen Landessportverband, um die Zuschusshöhe abzuklären. Es war ein hartes Stück Formularbewältigung, bis die Gesamtkosten zumindest rechnerisch gegenfinanziert waren. Die gemeindlichen Beschlüsse, die Aufnahme von Fremddarlehen, die Mitgliederbeteiligung und vieles andere mussten schriftlich und nachweisbar belegt sein. Die Überzeugungsarbeit blieb gegenwärtig.

Endlich: am 30. Juni 2000 erfolgte der Spatenstich. Viele Eigenleistungen wurden eingebracht und schweißten zusammen. Nach fast zweijähriger Bauzeit erfolgte am 31. August 2002 die Eröffnung gegen den Bundesligaaufsteiger »Bahnfrei Damm«.

Die Abteilungsleiter:
Peter Sauer
Hans Zimmer
Erich Wombacher
Peter Zenglein
Florian Dahlheimer
Sebastian Hein

seit April 2023: Tobias Brendel